Dieser Therapieform liegt eine grundsätzlich andere Vorstellung von Schmerz zugrunde. Schmerz wird hierbei in den meisten Fällen als Schutzmechanismus für überlastete Strukturen verstanden, die jedoch an einer ganz anderen Stelle des Körpers liegen können, als der Ort der Schmerzempfindung. So können Sie z.B. Bewegungseinschränkungen und Schmerzen beim Heben des Armes haben, deren Ursache liegt jedoch nicht im Schulter - Nackenbereich oder im Arm, sondern z.B. in überlasteten und "verspannten" Bauchmuskeln. Die Erklärung dieser Phänomene sieht folgendermaßen aus:
Der Körper arbeitet bei all seinen Bewegungen in Muskelketten, d.h. er kennt bei der Initiierung und Ausführung von Bewegungen keine einzelnen Muskeln, denen er selektive Befehle erteilt. Nach einem im zentralen Nervensystem abgespeicherten Plan für die auszuführende Bewegung, werden Muskelketten aktiviert (agonistische Kette), andere, die diese Bewegung verhindern würden, werden gehemmt (antagonistische Kette).
So gibt es z.B. eine Beugerkette, der alle Muskeln angehören, die einzelne Gelenke oder ganze Körperabschnitte beugen (Zehenbeuger, Wadenmuskulatur, Adduktoren, Bauchmuskeln, Finger- und Armbeuger, Kopfbeuger etc.). Für diese Beugerkette gibt es als antagonistischen Partner eine Streckerkette, der Muskeln angehören, die Gelenke oder Körperabschnitte strecken (Zehenstrecker, Hüftstrecker, Rückenstrecker, Finger- und Handstrecker, Kopfstrecker etc.).
Bei normaler ungestörter Bewegung werden, um in unserem Beispiel zu bleiben, beim Heben des Armes alle Muskeln der Streckerkette (auch die Zehenstrecker!) aktiviert und in Ihrer Spannung erhöht, alle Muskeln der Beugerkette (auch die Zehenbeuger und Bauchmuskeln) werden in Ihrer Aktivität und Grundspannung gehemmt, d.h. sie müssen "nachgeben" können. Wenn dies gewährleistet ist, funktioniert unsere Armhebebewegung problemlos und schmerzfrei.
Wenn Sie nun sehr oft krumm am Schreibtisch sitzen und im Fitnessstudio intensiv Ihre Bauchmuskulatur trainieren, werden Sie Ihre Bauchmuskeln immer mehr verkürzen und überlasten, so dass sie eines Tages eben nicht mehr nachgeben können. Sie heben Ihren Arm, die Streckerkette wird aktiviert, die Beugerkette beginnt nachzugeben, doch die überlasteten Bauchmuskeln melden auf halbem Weg der Armhebung Ihrem motorischen Steuerungssystem, dass Sie nicht weiter nachgeben können. Würde der Arm weiter gehoben werden, gerieten die Bauchmuskeln unter "Stress" und drohten geschädigt zu werden. Um dies zu verhindern produziert der Körper in die Muskulatur, die den Stress für die Bauchmuskeln ausübt - in unserem Fall die Armheber - einen Schmerz, und Sie brechen die Armbewegung ab, die Bauchmuskulatur hat Ihre Ruhe.
Ursache für diesen Schmerz bei der Armhebung sind also nicht irgendwelche defekte Strukturen in Ihrem Schultergelenk, sondern Ihre verkürzten und überlasteten Bauchmuskeln. Für die Therapie im Schulterbereich hat das natürlich zur Folge, dass primär die Ursache Ihrer Beschwerden, also die Bauchmuskulatur und eben nicht Ihre Schulter behandelt werden. Das hört sich erst mal komisch an, funktioniert aber sehr, sehr gut.
Am Anfang der Behandlung nach Dr. Brügger steht eine intensive Begutachtung und Austestung Ihres gesamten Bewegungsverhaltens - die so genannte FUNKTIONSANALYSE - mittels derer wir die für Ihre individuelle Problemstellung verantwortlichen Muskelüberlastungen und Bewegungshemmnisse herausfinden. Diese werden dann von uns und Ihnen selektiv "bearbeitet", um sie schnell und effektiv aus ihrer Überlastung herauszubringen.
Durch das Erlernen physiologischer und für Ihre Problemstellung "richtiger" Alltagsbewegungen und Übungen bekommen Sie genügend Material in die Hand, ein erneutes Aufkommen Ihrer Beschwerden zu verhindern. Die Brüggertherapie ist indiziert bei allen funktionellen Erkrankungen des Bewegungssystems, wie Rückenschmerzen, Hüft- und Knieschmerzen, Arthrosen, Bandscheibenvorfällen, Tennisellbogen, Sehnenscheidenentzündungen, nach Sportverletzungen und Operationen etc. pp., also fast immer.
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